Neues Jahr, neue gute Vorsätze? Neues ich? Besseres ich? Gestressteres ich? Nein! Neues Jahr, neue Möglichkeiten 🙂 So sieht es aus.
Wer mich kennt, der weiss, mein Tag sollte am besten 48 Stunden haben und ich würde immer noch genug Interessen und Arbeit finden, um diese Stunden bis ans Maximum zu füllen. Ich liebe den Beginn eines neuen Jahres. Für mich ist es quasi wie der Startschuss bei einem Marathon. Alle laufen gemeinsam los und haben ein gemeinsames Ziel vor Augen. Jeder hat natürlich im neuen Jahr seine eigenen Ziele aber trotzdem starten wir alle gemeinsam!
Wie beim Marathon ist es meiner Erfahrung nach aber auch bei den Neujahrsvorsätzen: Wer zu schnell los läuft, der wird früher oder später die Rechnung dafür bekommen… Beim Laufen wird man schneller müde und das Tempo lässt irgendwann nach. So ist es wohl auch mit den Zielen, die wir uns im Alltag setzen. Wenn wir uns zu viel vornehmen und zu hohe Erwartungen an uns selbst haben, sind wir wahrscheinlich permanent gestresst und im Endeffekt enttäuscht, da wir ja selbst unsere größten Kritiker sind. Der Trick ist also, sich nicht zu viel vorzunehmen und zu erkennen, dass wir gut sind, so wie wir eben sind! Solange wir glücklich sind 🙂
Da wären wir auch schon beim Zauberwort- Gelassenheit. Das sagt sich so leicht und schon dahin, doch wie setzt man das nun um?
Ich habe die letzten Wochen schon recht intensiv über das Thema Kraft, also Eckpfeiler der Balance, gesprochen. Obwohl Kraft wohl die größte und komplexeste Säule der Balance ist, ist Gelassenheit nicht weniger wichtig und ergibt sich irgendwann von selbst, wenn man erstmal in die Kraft gekommen ist. Ohne Kraft keine Gelassenheit und ohne Gelassenheit keine Balance- Alles ist eben verbunden 🙂
Marie von Ebner- Eschenbach hat die Gelassenheit ganz wunderbar beschrieben: Die Anmutige Form des Selbstbewusstseins.
Ich finde diese Beschreibung sehr treffend und zielführend für das Verständnis von Gelassenheit und warum sie so wichtig ist. Denn Gelassenheit bedeutet eben NICHT Gleichgültigkeit, sondern, dass man Situationen und Dinge hinnehmen kann, wie sie eben sind. Wie zum Beispiel das Wackelbrett des Lebens- wer akzeptiert, dass es eben wackelig ist, der wird schnell lernen, das Beste aus der Situation zu machen. Es ist wie es eben ist und wenn ich die Situation nicht ändern kann, dann akzeptiere ich sie und handle der Situation entsprechend. Der schwierigste Teil ist hierbei wohl die Akzeptanz etwas nicht ändern zu können… Wenn man das einmal geschafft hat, kommt der Rest fast wie von selbst 🙂
Im Buddhismus gibt es ein wunderschönes Wort dafür: Upheka- gelassenes Sein. Ich finde das Wort klingt schon so angenehm und entspannt- gelassen eben. Wer Leichtigkeit und Gelassenheit verspürt, der ist gleichzeitig frei von Angst und Stress. Es cancelt sich sozusagen aus.
Wer sich selbst also nicht verurteilt und gelassen ist, der reflektiert das auch im Umgang mit anderen. Denn wenn ich nicht selbst ständig den Druck habe, etwas besser machen zu wollen, bin ich freundlicher zu mir selbst und zu anderen. Wenn man nicht besser sein will (auf welchem Gebiet auch immer) und weder mit sich selbst noch mit anderen einen Konkurrenzkampf hat, dann ist man mit sich selbst zufriedener und gönnt anderen Menschen auch viel leichter ihren Erfolg! Man urteilt weniger und entwickelt mehr Mitgefühl. Bis jetzt doch alles wunderbare Eigenschaften 🙂
Nicht umsonst fühlen wir uns von gelassenen Menschen angezogen. Sie strahlen Ruhe aus, vermitteln einem irgendwie das Gefühl von ‘Alles wird schon irgendwie gehen’, beruhigen uns mit ihrer Haltung und erwecken Vertrauen. Wir verbinden also Gelassenheit immer mit etwas Gutem.
Bitte nicht falsch verstehen- Gelassenheit ist nicht in jeder Situation angebracht. Wenn zum Beispiel akute Gefahr besteht, ist Gelassenheit sicherlich nicht die richtige Lösung. Wenn wir bei Gefahr Stress verspüren, ist das auch gut so, überlebensnotwendig sogar. Ich denke aber, dass die meisten von uns es schaffen, diese Situationen vom alltäglichen Leben zu unterscheiden 🙂 Wir wissen also, wann Gelassenheit angebracht ist und wann nicht.
Wie kann ich nun Gelassenheit trainieren? Am Anfang habe ich schon erwähnt- ohne Kraft keine Gelassenheit. Hara, mentale Kraft und die Körperliche Kraft– die Gelassenheit ergibt sich dann aus dem Zusammenspiel. Die körperliche Kraft ist für alles der Grundstein. Mentale Stärke hilft uns dabei, Situationen hinzunehmen und mit vielen Dingen umzugehen.
Hara, in seiner Mitte sein und sich auf das Wesentliche konzentrieren- Das ist ein besonders großer Baustein. Wer es schafft, das Wesentliche herauszufiltern, ganz bei sich zu sein und den Fokus auf relevante Dinge zu legen, der hat das meiste schon geschafft. Dann muss man eigentlich nur mehr das Wesentliche sehen und gelassen damit umgehen, was es auch sein mag 🙂
Es ist also meiner Erfahrung nach hilfreich, für die Gelassenheit an der Hara Meditation dran zu bleiben und das Hara weiter zu trainieren. Die Gelassenheit ist dann ein Nebeneffekt der Meditation. Viele Meditations und Atemübungen für Gelassenheit findest du in meinem Buch.